Für das Werk der Franzosen Michel Berger und Luc Plamondon wird nicht knapp geworben, man hatte groß eingekauft besonders bei den Interpreten und auch bei der Ausstattung kaum gespart. Das Ergebnis geriet recht matt. Was nicht an den Darstellern lag, die engagiert und souverän umsetzten, was ihnen Noten und Libretto vorgaben. Eher schon an der ziemlich konfusen Geschichte, die in einer voll-televisionierten Zukunftswelt von 2000 spielt, in Monopolis, wo der miese Multimillionär Zéro Janvier auch politisch die Macht ergreifen und den Atomstaat errichten will, wogegen einige wackere Rocker-Terroristen um Johnny Rockfort ankämpfen. Eingestreut sind einige melancholische Liebesaffären, und am Ende reißt ein Kugelhagel das zur Protestlerin geläuterte Bildschirmdarling Cristal von Johnnys Seite, worauf der zu singen beginnt. Das muß keine Pleite sein, es ist auch nicht blöder als Lokomotiven auf Rollschuhen oder tanzende Miezekatzen.
Erst nach der Pause läuft die ingesamt sehr kompetente Band zur Topform auf, vorher gerieten gerade die temporeichen Nummern oft um den entscheidenden Zacken zu langsam. In den Balladen allerdings beweisen die Sänger ihre Qualitäten: Diese Seite macht "Starmania" überhaupt erst lohnend: Oonas voluminöse Melodiebögen, Gundula (von Dieter Krebs' "Martin"-Platte) darf sich in der Rolle als intrigante Sadia als Rockröhre größten Kalibers empfehlen, Annika Bruhns als Cristal hat besonders nach der Pause Auftritte mit Power und Andrea Weiss trumpft als Erzählerin und Cafeteria-Bedienung sowohl in langsamen Arien als auch in flotten Tanznummern mitreißend auf.
Dem stehen bei den Herren etwa Erwin Bruhn (Zéro) mit tenoraler Pracht und Uwe Kröger (als schwuler Möchtegern-Drummer Ziggy) kaum nach. Das Material freilich weist keinen wirklichen Ohrwurm auf, sondern zitiert munter die Rockklischees der letzten Jahrzehnte.
Der Stern wackelte, der Vorhang klemmte und raschelte, die schöne Papp-Skyline zitterte--nicht nur auf der Erde lag ein Fluch, auf Robert Ebelings Bühnenbild a-huch. Womit wir beim düstersten Kapitel der Aufführung wären: Dem Text von Regisseur Jürgen Schwalbe und Gerulf Pannach, die in einem verzweifelten Kampf die deutsche Sprache zur Strecke brachten. Da stimmt keine Betonung, da muß Andrea Weiss singen: "Bald wird man seh'n/die Frau vom Kaffeeautomat/Davongeh'n/und sie züchtet Salat." Ziggy und Marie-Jeanne nehmen mit den Zeilen Abschied: "Zwei Sterne trennen sich/heute nacht ewiglich...." Spätestens da erreicht der Kitschwert auf der nach oben offenen Peinlichkeits-Skala mindestens 11,4 Maffay.
Diese Geschichte wäre nur zu retten gewesen mit mehr Schwung und Ideen in der Choreographie, einem singbaren Text und einer gehörigen Portion Ironie. Ansätze dazu waren zu ahnen beim schwebenden TV-Moderator (vorzüglich als Deutsch-Robot-Rapper: Carlo Lauber), dem jeder Auftritt prompt zum Sternminütchen geriet. Zu wenig--Schwalbe inszenierte die ganze Trivialität mit dem Pathos einer Wagner-Oper und beleidigt die Intelligenz der Leute, die dafür Eintritt bezahlen sollen.