"Tod" krönt Krögers Karriere

Hammer Musical-Star spielt außergewöhnliche Rolle

Westfälischer Anzeiger, 23 August 1992

Der Tod--ein Tabu-Thema. Für Uwe Kröger eine Herausforderung--er verkörpert ihn auf der Bühne. Nicht als Knochengerüst oder Sensenmann, sondern als kühlen, bleichen Liebhaber, der die Fäden in der Hand hält. "Obwohl kalt, ist er erschreckend positiv, faszinierend", beschreibt der 27-jährige Mime aus Hamm den Part, der ihn am 3. September ins pralle Rampenlicht rücken wird. Uwe Kröger spielt eine der beiden männlichen Hauptrollen im Musical "Elisabeth".

Theaterdirektor Peter Weck gibt mit diesem Stück seine Abschiedsvorstellung im Theater an der Wien--noch einmal soll Österreichs Metropole zur europäischen Musical-Hauptstadt werden. Eine Rolle, in der sich Wien ziert, die aber Touristen lockt. "Die Wiener sind anspruchsvoll, sie haben das Burgtheater, lieben Oper und Operette, Musicals sind hier nicht gern gesehen", beschreibt Uwe Kröger die Situation, der er sich stellen muß. "Und die Österreicher lieben ihre 'Sissi', sie werden bei der Welturaufführung sehr kritisch sein", so Hamms Musical-Star, der nach "Starlight Express", "Starmania" und "Jesus Christ Superstar" in "Elisabeth" einen der "großen Bausteine" für seine Karriere sieht.

Denn, daß "Elisabeth" nicht dem Klischee der Romy-Schneider-Filme und dem Wiener Schmäh entspricht, war auch für Kröger eine Überraschung, eine positive. Zum Vorsingen, erzählt er, sei er ganz locker gefahren. Er rechnete mit einem "Heimatstück", fragte sich, ob überhaupt Platz für ihn wäre--als Kaiser Franz-Josef etwa. "Und dann habe ich diese tolle Musik gehört, rockig, jazzig, mit Anklängen an die 'Carmina Burana'", begeistert sich Kröger, der die Rolle des Todes auf Anhieb bekam. "Elisabeth" Pia Douwes mußte dagegen dreimal zum Vorsingen antreten.

Der Ostberliner Regisseur Harry Kupfer, der "Elisabeth" inszeniert, hatte bereits sehr genaue Vorstellungen von der Besetzung. Daraus ergab sich für Kröger eine faszinierende Möglichkeit: "Ich habe die Chance diese Rolle zu kreieren, mich richtig darin einzubringen. Da ich sie zuerst spiele, gibt es ja keine Vorbilder." Einfach ist das nicht, stellt er doch eher ein "Gespenst", keine historische Persönlichkeit dar. Und doch ist er tragende Figur des Stückes, das sich um Kaiserin Elisabeths Todessehnsüchte, aber auch um den Verfall der Habsburger Monarchie rankt. "Mal beobachte ich, dann wieder fordere ich die Entscheidungen heraus", skizziert Kröger den Tod als treibende Kraft des Musicals. Seine Einschätzung: "Das Stück hat die Potenz, ein Hit zu werden."

Das würde auch für Uwe Kröger wieder einer großen Karrieresprung bedeuten--aber wie bisher setzt er die harte Arbeit vor den Erfolg. Die hat ihn auch aus Hamms "Backstage"-Produktionen in die internationale Musicalszene getragen. Angefangen hat es mit der Revue "Dreams on Broadway" im Kurhaus. "Wenn das und Annette Brückner nicht gewesen wären, wäre ich heute vielleicht noch in der Jugendpsychiatrie tätig", schaut Kröger, damals Zivildienstleistender, zurück zu den Wurzeln. Über die Hammer Ballettmeisterin, die ihm auf die "Sprünge half", sagt Uwe Kröger: "Annette Brückner kann das Niveau so hochschrauben, daß Talente, die da durchkommen, es auch weiter bringen können." Daß der erfolgreiche Künstler seine Heimatstadt nicht vergißt, zeigen Zukunftspläne: "Auch Möglichkeiten im Ruhrgebiet sind bei mir immer im Gespräch." Wichtig für ihn: "Die Neugier, auf alles, was neu ist." Doch erst einmal toi, toi, toi für den "Tod".


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