Die Frau hinter Schirm und Fächer--"Elisabeth"

Monika Brzobohaty

Kaiserin Elisabeth von Österreich, geb. 1837, ermordet 1898, weltweit bekannt als süße junge "Sissi", in Filmen dargestellt von Romy Schneider. In diesem Musical versuchen Michael Kunze (Buch/Liedtexte) und Sylvester Levay mit dem Mythos "Sissi" aufzuräumen. Wer war die Frau, die sich ab ihrem 40. Lebensjahr hinter Schirm und Schleier verbarg, da ihr Gesicht nicht mehr ihrem Schönheitsideal entsprach?

Die 1984 publizierten Gedichte der Kaiserin bilden heute die Hauptquelle des modernen Elisabeth-Bildes. Eine Rebellin ihrer Zeit, eine überzeugte Spiritistin und Poetin. Sie entzog sich ihrem Ehe- und Familienleben, wie der öffentlichen Repräsentation der Krone. Sie verachtete die Politik und hatte nur ein Ziel, für sich selbst zu leben. Ihr Selbstbewußtsein, ihre Intelligenz und Skepsis, die sie geradezu als moderne Frau ausweisen, standen im Kontrast zu ihrer Todessehnsucht, ihrer Hypersensibilität und Menschenverachtung.

Luigi Lucheni, der Mörder Elisabeths, wird im Reich der Toten und Träumer von einem unsichtbaren Richter 100 Jahre nach der Tat verhört und wird somit zum Erzähler des Dramas.

Er rechtfertigt sich mit der Behauptung, er habe Elisabeth nur einen Gefallen getan und ruft ihre toten Zeitgenossen als Zeugen. Die untergegangene Welt des Habsburgerreiches läßt er damit auferstehen und eine faszinierende Liebesgeschichte zwischen Elisabeth und dem Tod beginnt.

Der "Tod", dargestellt von Uwe Kröger, avancierte inzwischen zum Publikumsliebling.

Uwe, wie fühlst du dich in deiner Rolle als Tod und wie ist dein Verhältnis zum Tod?

Für mich ist diese Rolle ein Geschenk, da sie ausgesprochen publikumswirksam ist, wer könnte auf die Dauer einem so hartnäckigen Liebhaber widerstehen? Tod und Leben gehören für mich zusammen, ich sehe das sehr realistisch. Desto mehr ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, umso ruhiger wurde ich. Einerseits idealisiert und mystifiziert unsere Gesellschaft den Tod, andererseits wird nicht darüber gesprochen.

Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?

Ja, ich glaube an ein Leben nach dem Tod, doch ich denke, daß es wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben.

Welche Rolle spielt für dich ein Künstler in der Gesellschaft?

Für mich ist es ein guter Auftrag, den Menschen Freude zu machen, sie zu unterhalten. Da Künstler natürlich die Möglichkeit haben viele Leute zu erreichen, finde ich es auch richtig, wenn sie sich öffentlich für eine gute Sache aussprechen. Pseudopolitisches und -sozialkritisches Engagement lehne ich ab.

Du warst Leadsänger einer Rockband, hast in Berlin Musical studiert und bist u. a. in der Rocky Horror Show, Jesus Christ Superstar, Les Misérables auf der Bühne gestanden. Du hast aber auch als Therapeut in einer Jugendpsychiatrie gearbeitet.

Ich habe meinen Zivildienst in einem Institut für Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik gemacht und dabei festgestellt, daß ich einen unheimlichen Draht zu Kindern habe. Den Kindern und Jugendlichen wird heute eine "Freiheit" auferlegt, in der sie orientierungslos werden müssen. Vielen fehlt die Herzensbildung, sie sind sich selbst überlassen und finden ihren Halt in Vorbildern, die uns berechtigterweise erschrecken.

Der Tod ist in seiner Liebe zu Elisabeth hartnäckig, wie ist das bei dir mit der Liebe?

Die Liebe--das sind Schmetterlinge im Bauch, das ist alles unwichtig werden lassen, bis hin zu absoluter Hingabe und Loyalität einer Sache oder Person gegenüber.

Kennst du den Ausspruch "Es ist 5 Minuten vor 12"?

Ja, für die Weltsituation, sie ist sehr bedenklich, aber wir dürfen nicht aufgeben, etwas für das Leben zu tun, und wir müssen bei uns selbst anfangen.

Vielen Dank für das Gespräch und toi, toi, toi!


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