Wie geht es Uwe jetzt?

Was er anfaßt, wird zu Gold: In Frankfurt brilliert Uwe als erfolgloser Schriftsteller in "Sunset Boulevard". Doch wenn die Scheinwerfer ausgehen, denkt der gefeierte Musical-Star wehmütig an seine Zeit in Wien....

Lisa Ulrich, Rennbahn Express, Februar 1996

Uwe liegt tot im Pool. Sechs Monate lang hat er sich von einer gealterten Stummfilm-Diva aushalten lassen und ihren Luxus genossen, während er eine jüngere Kollegin liebte. Alle Welt denkt schlecht von ihm, doch da beginnt er zu erzählen: "Kommt mit mir sechs Monate zurück und seht euch an, was im letzten halben Jahr wirklich passiert ist!"

So dramatisch ist Uwes erster Auftritt in seinem neuen Stück "Sunset Boulevard", das im Dezember in Niedernhausen bei Frankfurt Premiere hatte. Das Erfolgsmusical von Musical-Meister Andrew Lloyd Webber nach Billy Wilders gleichnamigem Kultfilm erzählt die Geschichte des jungen, erfolglosen Schriftstellers Joe Gillis (Uwe Kröger). Auf der Flucht vor seinen Gläubigern gerät er auf das Grundstück der vergessenen Stummfilm-Diva Norma Desmond. Sie will, daß er ein Stück für sie schreibt, das sie wieder groß rausbringt. Joe läßt sich von ihr aushalten... "Das Tolle an dem Stück ist, daß ich Hauptdarsteller und Erzähler zugleich bin!" erzählt Uwe, den wir in seiner Garderobe kurz vor Vorstellungsbeginn erreichen. "Ich bin 98 Prozent des Stückes auf der Bühne und kann sehr viel schauspielerisches Können zeigen." Für die Rolle des Joe Gillis nahm Uwe ziemliche Strapazen auf sich: Nachdem er für "Miss Saigon" 1994 von Wien nach Stuttgart gezogen war, packte er abermals seine Sachen und ging nach Wiesbaden: "Das ist Wien ähnlicher: Die Menschen sind sehr freundlich, und die Umgebung ist schön", beschreibt Uwe voll Wehmut: "Ich wäre der perfekte Werbeslogan für Wien. Seit ich weg bin, merke ich erst, wie sehr mir diese Stadt fehlt! Meine ganzen Möbel sind aus Wien, und ich habe Hunderte Fotos von meiner Zeit mit Pia. Mein Lieblingsstück ist ein "Elisabeth"-Gemälde, das ich zum Abschied bekommen habe!" Auch von seinen österreichischen Fans schwärmt er: "Ich habe selten so ein theaterinteressiertes Publikum erlebt. Die Leute zeigen dir, ob es ihnen gefällt oder nicht, sie gehen auf dich zu. So ein interaktives Verhältnis gibt es in Deutschland nicht." Und Uwe gesteht: "Der Gaston in 'Die Schöne und das Biest' hätte mich schon gereizt!"

Vielleicht kommt er ja irgendwann mit einem seiner Traum-Musicals nach Wien: "Joseph", "Into the Woods" oder "Passion". Oder auf die Kinoleinwand: "Ich würde gerne einen Film wie 'Abgeschminkt', 'Stadtgespräche' oder 'Der bewegte Mann' machen, mal sehen, was die Zukunft bringt!"


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