"Ich bin der Tod"

Wer dachte, daß Franz Josef Sisis Liebhaber war, der irrt gewaltig.

Januar 1993

Der Vorhang fällt, der Schlußapplaus setzt ein. Der bleichgeschminkte Jüngling mit der blonden Mähne tritt vor an den Bühnenrand und läßt die Bravo-Rufe auf sich einwirken. Erschöpft, aber dennoch sichtlich zufrieden zieht sich Uwe Kröger, der neue Star (neben "Elisabeth" Pia Douwes) des Theaters an der Wien, in seine Garderobe zurück. "Jede Vorstellung ist für mich eine neue Herausforderung. Das Publikum hat das Recht, von den Akteuren selbst in der hundertsten Vorstellung Premierenambition zu fordern. Wenn ich das Gefühl habe, daß der Auftritt zur Routine wird, ist es Zeit, das Engagement zu wechseln", gibt der neue Musical-Liebling (erhält bis zu 90 Fanbriefe/Woche) im RE-Interview von sich und verblüfft mit dem nächsten Statement: "Ursprünglich wollte ich die Rolle des Todes gar nicht annehmen. Ich dachte, "Elisabeth" sei irgendso ein Kostümschinken. Aber das Buch hat mich überzeugt." Also kehrte er an seine frühere Wirkensstätte--Uwe agierte 1989 in Les Misérables--zurück. Zum Musical kam der geborene Hammer nur auf Umwegen. "Meine Mutter ist Schneidermeisterin, also lag es nur in der Natur der Sache, daß ich mich für Modedesign interessierte." Durch den Zivildienst verschlug es ihn aber bald an ein Institut für psychisch gestörte Kinder. "Ich werkte als Kunsttherapeut, das heißt, daß ich mit den Kindern auf locker musischem Weg arbeitete." Sein Lieblingshobby: den Sänger einer Rockband zu markieren. Als eines Tages ein Akteur für eine Musical-Revue in Hamm gesucht wurde und Uwe den Zuschlag erhielt, war der Weg vorgezeichnet. Auf ein zweijähriges Studium in Berlin folgten Engagements in Deutschland, Holland und Österreich. Letzte Station (vorerst bis April '93) und bisheriges Highlight der jungen Karriere.

Ein Blick hinter die Kulissen: Wie lebt der Tod eigentlich, Uwe Kröger? "Ich habe in der Nähe des Theaters eine Wohnung, die ich mit einer Kollegin teile--eine rein platonische und funktionelle Freundschaft. Beziehungsmäßig bin ich ungebunden und vogelfrei." Trotz seines Hangs zum Nachtschattengewächs--geht nicht vor drei Uhr schlafen, steht erst zu Mittag auf--lebt er sehr körperbewußt: viel Obst, tägliches Fitneßtraining. Und was wird die Zukunft bringen? "Keine Ahnung, es kann aber durchaus sein, daß mich mein nächstes Engagement an ein kleines Theater verschlägt. Denn in unserem Biz kann man leicht abstürzen."


Zur HauptseiteZu den Presseartikeln

webmaster@eljen.net