Liebe, Tod und Uwe

Uwe Kröger ist der Star in "Elisabeth": Der schöne, androgyne Tod, den er im erfolgreichen Musical verkörpert, bricht so manches Herz.

Martina Spitzbart

Ein fester Händedruck. Ein tiefer Blick aus den wunderschönen Augen. Ein strahlendes Lächeln.

Was würde so manches Mädchen dafür geben, mit ihm einen Nachmittag zu verbringen?

Die Weihnachtsferien, die Osterferien und die großen Ferien wahrscheinlich noch dazu, um mit klopfendem Herzen an der Seite von Uwe Kröger zu sitzen.

Mein Herzschlag erhöhte sich nicht. Obzwar: Sympathisch ist er, freundlich, und vor allem hat er sich eine beeindruckende Natürlichkeit bewahrt. Der Erfolg, den er als der Tod im Musical "Elisabeth" feiert, ist im nicht zu Kopf gestiegen.

"Als ich von dem Projekt der Vereinigten Bühnen hörte, war ich skeptisch." Kröger dachte an einen "riesigen Kostümschinken" und war über die Kaiserin Sisi nur durch die gleichnamigen Filme mit Romy Schneider informiert. "Eine Freundin hat mir die Biographie von Brigitte Hamann empfohlen." Bei dieser Lektüre hat er dann Blut geleckt, zumal ihn auch das Musicalkonzept, eine Dreiecksgeschichte zwischen dem Kaiserpaar und dem Tod, faszinierte. Bei der Audition überzeugte der junge Deutsche das Team rund um Harry Kupfer und war einer der ersten, der den festen Vertrag in der Tasche hatte: als poppiger Sensenmann, der viel von seiner Persönlichkeit in das Stück einbringen darf.

"Alles, was mit Kult zu tun hat, mag ich nicht", erklärt er seine anfängliche Reserviertheit gegenüber dem kultbeladenen "Sisi"-Stoff. "Was dahinter steckt, warum eine Person großes Interesse erregt, das finde ich spannend."

Und das Interesse, das Sie erregen, Herr Kröger?

"Ach, das ist doch schön, wenn man jeden Abend bejubelt wird, wenn Trauben von Menschen bei der Bühnentür warten, wenn..." Wenn die Verehrung nicht zu weit geht: Seine Fans belagern ihn, pro Woche gilt es über 70 Briefe in Empfang zu nehmen und, wie Kröger betont, "persönlich zu beantworten". Die Verehrer, zu 99 Prozent weiblichen Geschlechts aus allen Altersstufen, wissen genau, wo sie ihr Idol finden.

"An Zettelchen an der Windschutzscheibe, an tiefrote Kußmäulchen am Seitenspiegel meines Wagens habe ich mich gewöhnt", scheint Krögers Repertoire an komischen wie auch berührenden Geschichten mit Fans unerschöpflich.

Eine Dame erfindet regelmäßig Cartoons, in denen der blondmähnige Sänger als Held von einer bösen schwarzhaarigen Frau--vermutlich die Sisi-Darstellerin Pia Douwes--verfolgt wird. "Ich besiege natürlich alle Gefahren und bekomme zum Schluß immer ein blondes, sehr hübsches Mädchen", glaubt er in dieser Figur die Zeichnerin zu erkennen. Mit liebevoll gestalteten Aufmerksamkeiten wird Uwe natürlich auch verwöhnt: So erhielt er zum Geburtstag sechs Flaschen Champagner der Marke "Uwe Kröger Cuvée". Und besorgte Fans passen ihn vor dem Theater ab, um Kröger "gesunde Teemischungen" zuzustecken.

In den Briefen dominieren die Autogrammwünsche. Manche Schreiber wollen aber mit dem Star auch über ihre Probleme korrespondieren oder sogar Therapiestunden bei ihm nehmen. "Ja, ich war in der Jugendpsychiatrie tätig, ehe ich zum Theater ging, aber jetzt bin ich Künstler", denkt er an ein wenig erfreuliches Erlebnis. "Eine junge Frau stand plötzlich vor meiner Wohnungstür und wollte unbedingt mit mir reden. Auf meine Erklärung, daß das nicht ginge, reagierte sie mit einem bösen Brief, in dem sie drohte, mich in meinen Träumen zu verfolgen."--"Das sind aber Ausnahmefälle."

Viele wollen mit ihm über den Tod philosophieren. "Das sind Briefe, die muß ich sehr ernst nehmen", überzeugt der Schauspieler mit seiner ehrlichen Menschlichkeit.

Den hohen Stellenwert, den der Tod in Wien einnimmt, will er aber nicht überbewerten. "Ich weiß, daß man immer von dieser morbiden Atmosphäre in dieser Stadt spricht. Ich empfinde es aber nicht so", sieht er den Tod als "androgynes Wesen, das eine unheimliche Erotik ausstrahlt."

Uwe Kröger, der Erfolge in Savarys "Vom dicken Schwein, das dünn werden wollte", in der "Rocky Horror Show" (Berlin), in "Starlight Express" (Bochum) und in "Les Misérables" in Wien feierte, hat gelernt, mit dem Rummel um seine Person zu leben.

"Ich weiß, was ich will" ist sein Motto, seine Zukunft aber sieht er keineswegs durch die rosarote Brille. "Es ist nicht so, daß jetzt Hollywood vor der Tür steht. Aber Angebote bekomme ich natürlich", will er sich eine Vertragsverlängerung für die "Elisabeth"-Fortsetzung noch überlegen. Und das Wesen, dem unumstritten sein ganzes Herz gehört, wird Uwe Kröger überallhin begleiten: seine Katze.

Ein fester Händedruck. Ein tiefer Blick aus den wunderschönen Augen. Ein strahlendes Lächeln zum Abschied. Uwe ließ auch mein Herz höher schlagen.


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